TEXTPROBE 3

KÖNNEN SIE ZEICHNEN?

@ | Mario Romano | veröffentlicht 2010 : scriptura : Jahrespublikation über Schreibkultur, Schreibgeräte und Accessoires

Eine Frage, die dem Künstler Fero Freymark ganz zu Beginn seines künstlerischen Weges gestellt wurde. Und eine Frage, die er selbst als eine Herausforderung einsetzt, um sein grosses zeichnerisches Wissen an seine Schüler weiterzugeben.

„Wenn man mit einer besonderen Begabung beschenkt ist, so ist man verpflichtet, davon abzugeben, andere und besonders junge Menschen an das Geheimnis des künstlerischen Arbeitens heranzuführen“, so das Credo des Künstlers. Er selbst besass mit 19 Jahren das grosse Glück, als Modellbauer in der Bauhütte des Architekten Werner Ruhnau mit namhaften Künstlern in Kontakt zu kommen. Wie unter anderem mit dem Maler Yves Klein, der damals, 1958, im Foyer der städtischen Bühne Gelsenkirchen sein grösstes und bekanntestes Werk schuf. Werner Ruhnau stellte damals Fero Freymark eines Tages die Frage: Können Sie zeichnen? Fero Freymark antwortete darauf mit einem dementsprechenden Werk: Ein paar einfache Wellenlinien auf einem Blatt Papier mit Bleistift gezeichnet. Eine künstlerische Form, der er bis heute zutiefst treu geblieben ist.

Nach seinen Worten gibt es heute sehr viele von seinen Zeichnungen, die in verschiedenen Museen und Galerien gelagert sind. Zeichnungen, die mit der Rohrfeder, dem Bleistift, mit Kugelschreiber und mit einem einzigen Tintenfüllfederhalter der Marke Kaweco entstanden sind. Seine Eltern schenkten ihm bereits 1954 ein derartiges Schreibgerät in einem kleinen Mäppchen, zusammen mit einem Druckbleistift. Beides benutzt er heute noch, der Federhalter ist jetzt neu, der alte war einfach aufgebraucht in der Feder. Ein leichtes, kurzes Schreibgerät. Wenn er unterwegs ist, auf seinen vielen Reisen, wie durch Griechenland, Japan, England, die Provence und durch die Schweiz, sind diese Zeichenutensilien stets seine treuen Begleiter. Dazu gehören ein bis zwei Zeichenbücher, um jedes Detail, das ihm ins Auge fällt, auf einer Seite seiner Bücher zu verewigen. „Das Sehen ist die Voraussetzung für das erfolgreiche Arbeiten an der Zeichnung“, so lautet ein wichtiger Hinweis an seine Schüler. Fero Freymark ist nicht nur Künstler, sondern auch Lehrer und Vermittler seines Könnens. Seit 1984 unterrichtet der Künstler auch Malen und Zeichnen in eigenen Seminaren und veranstaltet Zeichenkurse in den Vogesen und in der Provence. Ganz gemäss seinem Credo lehrt er Studenten, Architekten, Laien und gar Profis das Zeichnen bis zu dem Moment, wo das Denken sich auflöst und das Zeichnen eine meditative Form annimmt. „Wenn man zeichnet“, so weiter Fero Freymark, „ist es, als ob man selbst zur Kamera wird. Die Aufnahme, der Blick auf den Ort, den man festhält, die Zeichnung durchfliessen den Körper.“ Was man fotografiert hat, vergisst man bisweilen, nicht aber was man einmal gezeichnet hat. Eine solch wunderbare Übung für das fotographische Zeichnen erhält man während einer Zugfahrt.

In seinen Kursen lernt man den Zugang zum Zeichnen auf unterschiedliche Weise. Er sagt, dass bei ihm nach dem Zeichnen vor einem grossen Papier, mit einer stundenlangen Skizzierart, kein Schüler erschöpft sei. Um eine Zeichnung zu machen, muss die innere Unruhe grösser sein als die innere Ruhe. Dies führe gleichzeitig in eine meditative Stille und zur Fähigkeit Bilder zu skizzieren, wie zum Beispiel die Meeresbilder auf der folgenden Seite. Eine Übung, die er immer wieder gerne mit seinen Schülern praktiziert, ist das Zeichnen mit einem Füller oder Kugelschreiber, aber gehalten ganz hinten am Ende des Schreibers, alleine mit dem Daumen und dem Zeigefinger. Von 1997 bis 2006 lehrte er als Dozent für Freihandzeichnen in der Fachabteilung Architektur in Heidelberg. Fero Freymark wusste von Kindheit an, dass er Maler werden wollte. Seine Eltern appellierten aber an eine traditionelle Berufsausbildung und so studierte er tagsüber Architektur und abends Plastik bei Professor Fritz Koenig. Dieser ist selbst ein international anerkannter Künstler, und in der Entwicklung von der Malerei hin zur Bildhauerei ist bei Fero Freymarks Skulpturen durchwegs ein Einfluss seines ehemaligen Lehrers zu sehen.

Während 30 Jahren lebte Fero Freymark zu einem grossen Teil im französischen Gordes-in der Provence, wo er Steine zu malen lernte und lehrte. Gleich hinter seinem Atelier befindet sich eine Natursteinwand, welche eine Olivenhainterrasse abstützt. Diese eine Wand war für den Künstler über Jahre Inspiration, Studienobjekt, Aktmodell und Zenmeister in einem: Einfach täglich aus dem Hause, hinter das Haus und zeichnen und zeichnen, je nach Tageszeit, wie die Schatten gerade fielen, wie das Licht sein Spiel spielte. Er wanderte den Natursteinmauern entlang in die Steinbrüche von Menerbes, Lacoste und Cabrieres d‘Avignon. In den frühen Jahren in Gordes auch öfters mit dem Literaturpreisträger Gabriel Guignard.

Fero Freymark wanderte in die provencalischen Stein- und Ockerbrüche, arbeitete dort, schlief dort und suchte das Zusammenspiel von Masse und Raum. Suchte nach dem Geheimnis der fast schwerelos aufeinander getürmten Felsmassen, die sich gegenseitig stützen und die in der Anordnung schon selbst wie Skulpturen dastehen. Mit seiner schnellen Art des Zeichnens und des Schraffierens der Konturen, der Flächen oder ganzer Körper erzeugt er mit seinen einfachen Zeichenwerkzeugen eine enorme Plastizität. Steine, die im Auge des Betrachters seit Anbeginn der Zeit existieren und durch die Jahrtausende in ihrer ganzen Grösse in ihrem Dasein verweilen, erhalten in den Werken des Künstlers eine fast energetische Feinheit, als könnte man die DNA des Urknalls lesen. Durch die Schraffur mit Tinte oder Bleistift erhält manch riesige Brocken eine für den Betrachter noch nie gesehene Seite eines Steins.

Bedeutende Museen haben Arbeiten von Fero Freymark erworben. Des Weiteren konnte er an der Expo New York 2007 ausstellen. 2008 wurde er drei Mal mit der Bronzemedaille des 219. Salon des Artistes Français im Grand Salon Paris ausgezeichnet. Eine Aufnahme in den Salon des Artistes ist im Grunde nur für französische Künstler vorgesehen. Aufgrund seiner über 30-jährigen Verbindung mit dem Salon d’Automne Paris durch die Ausstellung seiner Skulpturen wurde es ihm jedoch ermöglicht, auch im Salon des Artistes auszustellen. Die Vernissage findet am 3.11.2009 im Grand Salon Paris statt und die Ausstellung seiner Skulpturen im Salon d’Automne am 12.11.2009.
Weitere Informationen und Bilder seiner Zeichnungen, Skulpturen und Projekte auf www.archart.de